Michail Schütte

Nachdem ich 13 Jahre lang zur Schule gegangen war, ohne in irgendeiner Form zu lernen, wie Dinge hergestellt werden, entschloss ich mich Ende der 80ziger Jahre zunächst einmal eine Tischlerlehre zu machen.  Wenig bewusst war mir damals, das dies die ersten Schritte auf meinem persönlichen Holzweg waren, den ich noch immer verfolge.

L1210667Nach einem Jahr Tischlerei wechselte zum Zimmern und lernte im Wendland in einem kleinen Familienbetrieb, der jenseits von Raum und Zeit zu existieren schien, Fachwerkhäuser zu bauen und zu restaurieren.  Meinem dortigen Lehrmeister Günther Herbst, der eine unendliche Geduld aufbrachte, seine Lehrlinge selbsständig traditionellen Holzbau lernen zu lassen, verdanke ich meine Grundlagen, und eine Liebe zum Dexel, dem Werkzeug mit dem dort alle Holzverbindungen ausgearbeitet wurden.  Dass der Betrieb ein halbes Industriemuseum war, kam meinem Interesse für Geschichte entgegen, und mir wurde bewusst, das viele von den Techniken, die ich lernte, schon fast ausgestorben waren.

Um neue Dimensionen zu erkunden, besuchte ich danach für 2 Semester die Holzbildhauerklasse an der Werkkunstschule in Flensburg.  Hier lernte ich die Grundlagen des Schnitzens, und zum ersten Mal, meine Werkzeuge wirklich rasiermesserscharf  zu schleifen.

Mit diesem Rüstzeug ging ich 1995 auf traditionelle Wanderschaft und reiste die nächsten 4 Jahre lang mit Stock und Hut durch Deutschland und Nordeuropa.  Diese Zeit wurde zu einem persönlichen Studium meines Handwerks.  Ich arbeitete mit verschiedensten Handwerkern, Künstlern, Archäologen und Museen, und spezialisierte mich mehr und mehr auf traditionelle Holzarbeiten.  Durch eigene Versuche erkundete ich  die Welt des Grünholzarbeitens, begann selber lokales Holz zu ernten und durch Spalten aufzuschliessen, und baute meine ersten Hobelpferde.

Zu Beginn meines vierten Reisejahres führten mich meine Wege nach Grossbitannien, wo ich zum ersten Mal auf Menschen traf,  die hauptberuflich Grünholzarbeiten machten.  Bei Mike Abbott, (www.living-wood.co.uk) dem Autor des Standardwerks “Green Woodworking”, hospitierte ich für 3 Monate in seiner Kurswerkstatt.  Dort lernte ich Wippdrechseln, Stuhlbau und auch das Unterrichten.  Danach tauchte ich bei Hugh Roberts (www.welshstickchairs.co.uk) in Nordwales in die faszinierende Welt der Welsh-Stick-Chairs ein, alte Bauernmöbel, die komplett aus Grünholz hergestellt sind, und ich erlernte von Robin Wood (www.robin-wood.co.uk) die Feinheiten des Schalendrechselns auf der Wippdrehbank und des Löffelschnitzens.

SequoiasDaneben hatte ich Gelegenheit, mit Timberframer Henry Russell in Schottland komplett von Hand einen Cruckframe zu bauen.  Crucks sind  ein wunderschöner britischer Fachwerkstil mit vielen krummen Hölzern, bei dem die  Häuser in etwa so aussehen wie ein umgedrehtes Boot.  Gemeinsam nahmen wir dann noch an einem Projekt der Timber Framers Guild teil und  bauten an den Ufern des Loch Ness zwei Trebuchets nach, gigantische mittelalterliche Steinschleudern (www.youtube.com).

Neben den vielen handwerklichen Techniken, die ich in dort lernen konnte, begann ich in England  vermehrt Wissen über Wald und Bäume zu sammeln.  Ich lernte historische Waldbewirtschaftungsformen kenne, half bei Ernte in alten Niederwäldern mit und besuchte viele Baumveteranen, insbesondere einige der ururalten Eiben, die dort noch stehen.

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